Die erfolgreichsten Trakehner aus dem Zuchtbezirk Bayern
- Sportpferde -


Peron TSF

(*1984-1999) v. Mahagoni u.d. Peru v. Coktail – Schwalbenflug
Z: Hans Ernst Wezel, Burgkirchen/Bayern
Superlative hat dieses Pferd in seiner Karriere gesammelt wie manche Leute Bierdeckel – er war das erste Pferd mit dem „Nachnamen“ TSF, häufiger als er schaffte es kein anderes Pferd auf den Titel der „Trakehner Hefte“, er erzielte das höchste je von einem amerikanischen Pferd bei einer Olympischen Dressur erreichte Ergebnis, und er war zu seiner Zeit der beste Dressurhengst der Welt. Die entsprechenden Ehrungen blieben nicht aus – sein Züchter durfte mehrfach die Fritz-Schilke-Gedächtnis-Medaille entgegennehmen, er war „Trakehner des Jahres“, in den USA wurde er mit dem Palmenblüte-Award geehrt. Selbst in weit nüchterneren Zahlen nimmt sich seine Karriere außergewöhnlich aus: Nach der Körung ging er nach Kanada, von dort in die USA, in Deutschland reiften er und Michelle Gibson zum Weltklasse-Dressurpaar und holten für die USA 1996 in Atlanta Mannschafts-Bronze und einen 5. Platz im Einzel. Ann Kathrin Ehlen ritt ihn später noch zu großen Erfolgen, und die Schweizerin Francoise Cantamessa hatte sich mit ihm gerade für die Europameisterschaften empfohlen, als eine allergische Reaktion auf eine Antibiotika-Spitze den strahlenden Stern zum Erlöschen brachte.
Zeitlebens stand für den Mahagoni-Sohn und mütterlichen „Großonkel“ des ebenfalls im Dressursport erfolgreichen gekörten Peron junior der Sport im Vordergrund, sein züchterischer Nachlass dürfte sich auf ca. 65 Fohlen aus den unterschiedlichsten Müttern belaufen. Für die ATA wurde der aus einer Vollblutaraberstute gezogene TF Peron’s Brilliance gekört, beim ZfdP wirkt der im Distanzsport aktive Osharins Peron..

Foto: Archiv Trakehner Verband


Foto: Dr. Ralph Kuhlmann
Windfall

(*1992) v. Habicht u.d. ElSt. Wundermädel xx v. Madruzzo xx – Celadon xx
Z: Heinz Lembke, Kaufbeuren/Bayern
Windfalls Karriere im Busch war bereits genetisch vorgezeichnet: Vater Habicht war ebenso bis Kl. S in der Vielseitigkeit erfolgreich wie dessen Vater Burnus. Mutter Wundermädel xx war selbst nach Rennkarriere bis Kl. M buscherfolgreich und wurde im Stall Hörmiller Mutter von zwei Töchtern mit Elitestutenqualität – der Dritten der Deutschen Meisterschaft, TSF-Werbeträgerin und „Trakehner des Jahres“ 1997, Windspiel, und der Spitzenvererberin West Virginia, aus deren Stamm die Dreisterne-Buschcracks Weißer Riese, Windrose und Papillon, die Zweisterne-Cracks Prosecco, Wie immer und Windlicht sowie der gekörte S-Dressurhengst Wunderknabe und die erfolgreichen Distanzpferde Wadonna und Wundermaus hervorgingen.
Ingrid Klimke ritt Windfall zum Vize-Bundeschampionat 1997 und zum Championatstitel 1998 und verdankt dem Hengst ihr Berufsreiterchampionat 1999. 2000, als Windfall und Klimke auf der Longlist für Sydney standen, wählten die Leser der Reiter Revue Windfall zum „Pferd des Jahres“. Nach seinem Verkauf in die USA rundete Windfall zunächst seine Buschkarriere unter Darren Chiaicchia ab mit einem Sieg bei den PanAmGames, mit Team-Bronze und Einzel-12. bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 und dem 5. Platz beim Weltcup 2006. Eine kurze, aber erfolgreiche Karriere im Dressurviereck bis St. Georg unter Cheryl Holekamp krönte die sportliche Lebensleistung von Windfall.
Auch für Windfall stand der Sport lange Jahre im Vordergrund – züchterisch gelang ihm dennoch eine beachtenswerte Visitenkarte. Pferde wie Project Runway und Vandiver im CIC***-Prüfungen, Tsetserleg (CIC**) und Luckity Split (CCI**) sowie die doppelt prämierte, S-Dressur erfolgreiche Karisma in Deutschland künden von den sportlichen Genen, die er weitergibt.

Schneesturm TSF

(*1994) v. Abdullah u.d. Schwalmensee v. Kassius – Traumgeist xx
Z: Herbert Asböck, Marchtrenk/Österreich
Trakehner Springpferde gehören eher zu den Raritäten – aber wenn sie auftreten, dann richtig gut! Der charismatische Abdullah war so einer, der nicht „nur“ mit olympischem Gold brillierte, sondern auch noch zum Niederknien schön war und all die Besonderheiten seiner Sportkarriere locker wegsteckte. Sein Erbe in unseren Breiten haben die Söhne Schneesturm und Alaskatraum angetreten – beide stammen aus der Zucht des überaus passionierten Trakehnerzüchters Herbert Asböck im österreichischen Marchtrenk.
Schneesturm, mütterlicher „Großonkel“ des CIC***-Cracks Saviola, war bis 2009 im Sport und konnte Siege und hohe Platzierungen bis Kl. S** im Parcours einheimsen. Er ging zunächst unter Fabian Lipsky, dann unter dem Iren Denis Lynch – der ihn zu schönen Erfolgen u.a. in Wisbaden, bei den Euroclassics in Bremen und zu einem Sieg beim SCIO**** in Zagreb ritt – und schließlich unter Ann-Katrin Strangarits. Zehn goldene Schleifen allein in Klasse S und je sieben 2. und 3. Plätze in dieser Klasse konnte er nach Hause bringen.
Schneesturm stand züchterisch während seiner Karriere nur sehr beschränkt zur Verfügung, dennoch gibt es bereits einige Erfolgspferde, die ihn zum Vater haben: Hindenburg war seinerzeit Trakehner Springchampion in Hannover und hat Erfolge bis Kl. S, Painted Snow hat Erfolge im Parcours bis Kl. M, Tocata und Toffifee gewannen deutlich über 2.000 Euro in Springen bis Kl. L. Sieben Töchter verzeichnet das Trakehner Stutbuch, eine davon trägt den Staatsprämientitel.

Foto: Archiv Trakehner Verband





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ElSt. Banteer TSF & StPrPrElSt. Bunbury

(*1991) bzw. (*1993) v. EH Parforce u.d. Bachcantate xx v. Pasteur xx – Seminole II xx
Z: Jörg Freiherr von Imhoff, Schloss Reichenbach, Remlingen/Bayern
Vollschwestern mit mehr als ¾ Blutanteil im Pedigree, beide im internationalen Sport erfolgreich – und doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein.
Der Vater ist Parforce, selbst in Springen bis Klasse S vorgestellt, Sohn zweier international erfolgreicher Buschpferde, dessen Vererberleistung u.a. mit drei TSF-Pferden und vier Elitestuten bei handverlesenen Bedeckungen herausragend ist. Die Mutter ging vor ihrem Zuchteinsatz erfolgreich in Busch und Parcours bis Klasse L und lieferte außerdem das M-Springpferd Rainaissance III. Beide Großmütter sind irische Vollblüterinnen, Ballyvergin Lady xx ist Mutter des harten Bukephalos sowie Großmutter des dressurmäßig hocherfolgreichen Balzflug und begründete eine eigene Dynastie von Sportpferden.
Banteer machte während ihrer Sportkarriere ihrem Spitznamen „Busch-Ferrari“ alle Ehre. In der aktiven Zeit wurde die Stute mit allen möglichen Superlativen bedacht. Carsten Röhnert kanalisierte zunächst die Energie des jungen Pferdes, bevor Katrin Steinheuer, später Mannschaftseuropameisterin der Junioren, in den Sattel der rasanten Stute stieg und sich dabei "wie in der Formel Eins" fühlte. Sechsjährig kam Banteer dann zu Dr. Matthias Baumann – er denkt mit gemischten Gefühlen an die Stute: "Banteer ist das intelligenteste Pferd, das ich je geritten habe. In meiner Karriere hat mich kein Pferd so oft abgeworfen wie sie." Springsport-Legende Hans-Günter Winkler staunte nur noch: "Ich habe noch nie ein Pferd mit so einem Galoppiervermögen gesehen." Der Höhepunkt der langen sportlichen Karriere von Banteer war der Drei-Sterne-Auftritt beim traditionell schweren Event im französischen Saumur im Jahr 2000. Banteer trug den "Nachnamen" TSF, wurde also vom Trakehner Förderverein unter die Fittiche genommen und lief Werbung für ihre Rasse. 2003 wurde die Stute in Kreuth "in perfektem Zustand" aus dem Sport verabschiedet. Drei Fohlen gibt es von ihr, die sportlich alle auf A-Niveau unterwegs sind: Tally ho v. ZfdP-Halbblüter Ticiano, Best Man v. Heops und Brennan, ebenfalls v. Heops.
Bunbury, Prämien- und Staatsprämienstute sowie Siegerin ihrer Stutenleistungsprüfung, qualifizierte sich unter Miriam Bray fürs Bundeschampionat. Anschließend katapultierte sie Nachwuchsreiter Michael Jung in die nationale Spitze. Als die beiden 2003 mit sensationellen Siegen und Top-Platzierungen auch den letzten Skeptiker von ihrer Klasse überzeugt hatten, schien Olympia 2004 in greifbare Nähe gerückt. Bunbury war das erfolgreichste Trakehner Buschpferd 2003. Eine schwere Verletzung im Gelände von Boekelo machte dann alle hochfliegenden Träume zunichte. Vier Nachkommen trugen bzw. tragen Bunburys Erbe weiter – Bargello v. Kanudos xx ging Springen und Vielseitigkeit bis Kl. L, das überragende Stutenmodell Ballycanew v. Sunlight xx starb früh, Be Fair v. Betel xx ist erfolgreich in Dressur und Gelände bis L, und Bunbury’s v. Herzensdieb startet gerade in den Sport.

Heide-Prinz

(*1996) v. Intervall xx u.d. Heidenröslein v. Rossini – Grimsel
Z: Elisabeth Steiner, Gestüt Alter Thurm, Syrgenstein/Bayern
Trakehner weltweit – das ist, wenn ein in Bayern gezogener Trakehner aus dem Besitz eines in Deutschland lebenden Belgiers unter dem Sattel einer in Belgien lebenden Niederländerin den Holländern bei ihrer Landesmeisterschaft die Butter vom Brot klaut. So geschehen 2007 in Varsseveld, die Hauptakteure waren der damals 11-jährige Heide-Prinz aus der Zucht des Gestüts Alter Thurm im bayerischen Syrgenstein und dem Besitz von Charly Vandroemme und Mirella Vrolijk.
Heide-Prinz‘ Vater Intervall xx stammte aus dem weltberühmten Gestüt Graditz und zeugte in seiner Wirkungszeit in Bayern u.a. das internationale Vielseitigkeitspferd Wie immer (Franz Hörmiller) und die herrliche Wetterhexe, Leib-Jagdpferd der Olympionikin Dr. Annette Wyrwoll. Mutter Heidenröslein entstammt der springbetonten Heimkehr-Familie und schenkte uns u.a. High Life, die ihre Zuchtstätte bei Landes- und Bundesschauen vertrat, und das bis Klasse L in Dressur und Springen erfolgreiche Sportpferd High Spirit.
Julia Schmid qualifizierte Heide-Prinz 2002 fürs Bundeschampionat, Holger Sontheim konnte eine Reihe von Erfolgen in Springen und Einsterne-Prüfungen mit ihm erzielen. 2006 übernahm Mirella Vrolijk den Braunen – zu den größten Erfolgen zählen neben der niederländischen Meisterschaft 2007 Platzierungen beim Weltcup-CIC*** in Fontainebleau, die Silberschleife der langen Zweisterne-Prüfung in Ede im selben Jahr und die Top-Ten-Platzierung in Hünxe 2008. Mit einer guten, aber nicht platzierten Runde beim CIC*** Breda beendete Heide-Prinz im September 2009 seine internationale Karriere.

Foto: privat


Foto: privat
Pommery TSF

(*2004) v. EH Hibiskus u.d. StPrPrElSt. Per Du v. Unkensee – Fango
Z: Erin Raili, Wessobrunn-Zellsee/Bayern
Vom Fohlen zum Inter-I-Sieger – alles in einer Hand! Pommery war das dritte Hengstfohlen in Folge, das Per Du Familie Raili ins Stroh legte.
Vater Hibiskus begann als Körungs-Reservesieger und Dressursieger der HLP eine strahlende Karriere, die dann im Gestüt Sommerlade ihr Ende nahm. Mittlerweile hat er in der Hand von Pommerys „zweibeinigen Eltern“ wieder zu strahlender Form gefunden und läuft im Dressursport genauso wie auf Hengstschauen Werbung für Adel, Schönheit und Leistung des Trakehners. Mutter Per Du zählt zu den Großen der Zucht – selbst im Viereck bis Kl. M erfolgreich, Klassensiegerin der Landesschau und mit Eliteauktionspferd Pictou, Dressurcrack Pommery TSF, Landesschau-Reservesiegerin Passion V und den beiden jungen Töchtern Pretty Woman und PrSt. Pamina in der Zucht eine echte Perle.
Pommery wuchs als Hengst auf, doch begrub man trotz Empfehlung für die Frühjahrskörung die züchterischen Ambitionen zugunsten des Sports. Züchtertochter Nicole Raili übernahm die Ausbildung. Vierjährig gewann Pommery das erstmals ausgeschriebene Championat des Bayerischen Trakehner Nachwuchs-Dressurpferdes und qualifizierte sich fürs Bundeschampionat, fünfjährig überzeugte er beim „Tag des Jungen Pferdes“. In kontinuierlicher Aufbauarbeit schaffte es das Paar geradlinig von der Reitpferdeprüfung bis zum Inter-I-Sieg. Die Bilanz des Paares zum Ende der Saison 2015 beläuft sich auf 120 Schleifen, sechs S-Siege, je elf zweite und dritte Plätze und mehr als 13.000 Euro Gewinnsumme. Zu den Highlights ihrer Karriere zählen sicherlich die Vergabe des TSF-Titels – die hohe Einschätzung rechtfertigte Pommery postwendend mit Spitzenplatzierungen beim internationalen Turnier im italienischen Caselle di Sommacampagna –, der 4. Platz beim TSF-Championat in Neumünster – wo Pommery das erste je in dieser Prüfung gestartete Pferd war –, sein denkwürdiger Auftritt im Münchner Dressur-Derby 2015 mit Pferdewechsel, wo er dreimal hintereinander die St.Georg-Prüfung ging – und der 5. Platz bei der stets stark besetzten Oberbayerischen Dressurmeisterschaft.
„Fritzi“ ist kürzlich nach Frankreich verkauft worden und unter Claire Mathieu aktuell bereits siegreich.

StPrPrElSt. Lacorna

(*2000) v. Cornus u.d. La Native xx v. Native Guile xx – Tamanar xx
Z: Dr. Annette Wyrwoll, Duggendorf/Bayern
Blutgeprägt in Pedigree und Habitus, grundsolide in ihrer Stutenqualität und eher schlicht im Auftreten – aber auf den zweiten Blick in allen Teilbereichen ein tolles Pferd. Das ist Lacorna. Väterlich ist sie eine Halbschwester zu Dorothee Schneiders langjährigem Dressurcrack Ursprung TSF, dessen ebenfalls S-erfolgreichen Vollbruder Ulan, der Eintragungssiegerin Utina IV und dem M-erfolgreichen Buschcrack Ben’s Bluechip. Mütterlicherseits beweisen der S-Springer Conativ, die ebenfalls im Parcours M-erfolgreiche Laticosa und der Vielseitigkeits-Juniorenmeister Lukabrasi xx hervorragende Gene.
Nach ihrem ersten Fohlen – die den Platz ihrer Mutter in der Zucht ihres Heimatgestüts vertrat – ging sie zehn Jahre erfolgreich im Sport. Von Dr. Annette und Tochter Stephanie Wyrwoll erfuhr sie ihre Grundausbildung vom SLP-Sieg bis zur ersten CIC**-Prüfung 2008 in Bonn-Rodderberg; Kai-Steffen Meier ritt sie anschließend zu Platzierungen in CIC*** und M**-Springen. 2014 kehrte sie zurück in die Zucht, war auf die erste Besamung tragend und fohlte 2015 eine Tochter des Marbacher Angloarabers Icare d’Olympe.

Foto: Jutta Bauernschmitt